Den Anstoß zu diesem Artikel hat Stefanie von The Writing Flow mit ihrer Blogparade zum Thema „Working Mom – Woher nimmst du deine Kraft?“ gegeben. Nach einer kurzen Kritik an gesellschaftlichen Strukturen (es ging leider nicht anders 😉), erfahrt ihr in 6 Punkten wie ich (bzw. wir) versuchen beim Vereinbarkeits-Kraftakt Oberwasser zu behalten.
Die „Working Mom“ und Klischees
Das Bild der „Working Mum“ hat generell eine starke Verbindung zu meiner Mission, wie ich finde: (Geschlechter-)Klischees abbauen und Vielfalt fördern. Beim Begriff der „Working Mom“ ploppen viele klischeehafte Bilder in mir auf. Sie ist dauermüde, top gestyled, denkt für alle mit, ist Karriere orientiert und eine Rabenmutter, strampelt sich ab und schafft dennoch nie genug.
Ihr gegenüber steht die „Stay at Home Mom“, die sich liebevoll und aufopfernd um ihre Familie kümmert. Ihr Haushalt immer hundertprozentig sauber und perfekt dekoriert.
Was mich an den Begriffen stört
Impliziert wird mit diesen zwei Begriffen, dass die „Stay at Home Mom“ nicht arbeitet. Hausarbeit sowie Fürsorgearbeit wird zur unsichtbaren Arbeit und erfährt meines Erachtens dadurch auch weniger Wertschätzung.
Und wo ist der „Working Dad“? Der Begriff wird zwar mittlerweile verwendet, auch um auf die dahinter liegenden gesellschaftlichen Strukturen hinzuweisen. Doch im Denken der Menschen ist er bei weitem nicht so weit verankert wie die „Working Mom“. Ein kurzer Blick in die Instagram-Hashtags zeigt dass #workingdad bei 93 Tausend Beiträgen liegt und #workingmom bei 1,4 Millionen. #workingparents liegt auf einem ähnlichen Level wie der Dad, mit 122 Tausend Verwendungen. Ein ähnliches Verhältnis weisen die Hashtags #stayathomemom und #stayathomedad auf.
„Und, arbeitest du (wieder)?“
Diese kurze Analyse ist Ausdruck davon, wie sehr Frauen, sobald sie Kinder bekommen, automatisch der Care-Arbeit zugeordnet werden. Wie oft werden Männer, nachdem sie Kinder bekommen haben, gefragt: „Und arbeitet du (schon wieder)?“ So gut wie.
Mir, als Frau, wurde diese Frage häufig von Verwandten und Menschen im weiteren Umfeld gestellt. (Nicht vom näheren Umfeld – das weiß sehr gut, wie ich dazu stehe. 😉)
Vereinbarkeit als Thema der Zeit
Ich kann sehr gut nachvollziehen, warum das Thema der Blogparade „wie schaffst du das / wie schafft ihr das – mit den Kindern und dem Job“ viele Menschen beschäftigt. Dahinter steht die große Frage nach der Vereinbarkeit. Doch dies sollte nicht nur für die „Working Parents“ Thema sein, sondern für alle Beteiligten im Wirtschaftssystem.
„Wie schaffen wir das?“ Warum müssen wir uns diese Frage überhaupt stellen und wie lange müssen wir das noch? Warum ist Vereinbarkeit ein ständiger Kampf für alle und nicht die Standardeinstellung?
Um diesen Kampf bestreiten zu können, entwickeln Menschen verschiedenste, hilfreiche Strategien und Taktiken. Doch diese Strategien können immer nur dazu dienen das Feuer am Dach in Zaum zu halten. Um den Brand nachhaltig zu löschen bedarf es einer neuen Struktur unseres Wirtschaftssystems. Nur damit lässt sich das Haus feuersicher umbauen. Darauf jetzt näher einzugehen würde den Rahmen dieses Beitrags allerdings sprengen. 😉
Wie schaukeln wir das alles: Lohnarbeit, Hausarbeit und Kinder?
Was sind nun meine bzw. unsere Strategien um dem Vollbrand vorzubeugen?
- Partnerschaftlichkeit
Ohne andere Menschen geht es nicht. In unserem Fall arbeiten wir als Lebenspartner*innen als Team, mit dem Ziel alle Bereiche 50:50 aufzuteilen. Dazu haben wir die Tasks aufgeschrieben, versucht den zeitlichen Aufwand zu bewerten und dann die Aufgaben verteilt. Wir sind das also sehr systematisch angegangen. 😉 Das sollen natürlich alle so handhaben, wie es für die Beteiligten jeweils passt. Für mich bzw. für uns ist eine Grundvoraussetzung dass das Rad rund läuft und niemand das Gefühl haben muss, dass er oder sie in einem Bereich zu kurz kommt.
- Vison & Mission
Hauptantrieb für mein Tun sind die Kinder – so kitschig es vielleicht klingen mag. Ich denke daran, in welcher Welt sie sich zurecht finden müssen und wie sie sich möglichst frei, nach ihren eigenen Wünschen, Potentialen und Möglichkeiten und ohne Beschränkungen durch gesellschaftliche Rollenbilder entwickeln können. Ihnen hier möglichst viel mitgeben zu können und sie zu stärken ist der Motor meines Tuns und das, worin auch die Mission von pauakids begründet ist.
- Fokus
Zweimal die Woche setze ich mich hin und lege fest, welche Aufgaben gerade besonders wichtig sind. Viele Ideen und Geschichten müssen dann zwar auf die Wartebank, aber alles lässt sich mit den vorhandenen Mitteln und zeitlichen Ressourcen leider nicht auf einmal umsetzen. Ein Punkt den ich seit der Gründung auch erst einmal lernen musste.
- Multitasking abstellen
Multitasking kostet viel Kraft und oft passieren dadurch Fehler oder es wird etwas vergessen. Es fällt mir selbst oft irrsinnig schwer, aber ich versuche, mich immer nur einer Aufgabe zu widmen. Meistens sind es die Tage, an denen mir das gar nicht gelingt, an denen ich abends komplett fertig und ausgelaugt bin.
- Kinder als Vorbild nehmen
Kinder leben im Moment. Für uns Eltern oftmals ein Fluch, wenn sie jetzt gerade nicht die Schuhe anziehen wollen. 😉 Doch es ist auch eine Gabe, die wir als Erwachsene leider oft verlernt haben. Einfach mal nur den Kindern beim Spiel zusehen, sich an ihren Klettertechniken erfreuen ohne dabei an die To Do’s zu denken, die man heute nicht geschafft hat. Diese Momente genießen – ist das nicht die Quality Time von der so viele immer reden? 😉 Klappt auch nicht an allen Tagen, aber niemand ist perfekt. Und natürlich gilt das auch ganz besonders für die Me-Time, die wir uns alle mit Sicherheit viel zu wenig nehmen: ohne Schuldgefühle genießen.
- What would Pippi do?
Ich habe für mich entdeckt, dass viele Kraft raubenden Tätigkeiten begründet werden mit „das muss so sein“, „das war schon immer so“ und „das haben wir immer schon so gemacht“. Wenn das in meinem Kopf als Ursprung einer Aufgabe auftaucht, streiche ich diesen Task sofort und denke an Pippi Langstrumpf. „Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“
Wie geht es euch mit dem Thema Vereinbarkeit? Was sind eure Strategien und was würdet ihr auf struktureller bzw. gesellschaftlicher Ebene als erstes ändern, hättet ihr die Macht dazu?
Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare! 🤗